Geht man heute durch ein beliebiges Wohngebiet mit Ein- und Zweifamilienhäusern, in einem städtischen Vorort, oder in einem Neubaugebiet in einem unserer Dörfer, so findet man dort ein buntes Gemisch von allerlei Baustilen vor - Tessiner Villen mit Terrazzo-Vertäfelung, provencalische Landhäuser, alpenländische Gehöfte mit den typischen tiefen Dachüberständen, sachliche Bungalows im Stil Le Corbusiers...
...nur: ob man nun an der Nordseeküste, im Münsterland, im Spessart oder im Allgäu ist, das sieht man nicht mehr!
Unsere Städte und Dörfer sind international geworden, in ihrer Bevölkerung und auch in ihrer Architektur - was auch nichts Schlechtes sein muss, ist dies doch nicht mehr und nicht weniger als ein Zeichen unseres weiter gewordenen eigenen Horizonts.
Trotzdem führen wir unsere Gäste in die Altstädte, zeigen mit Stolz die alten Ortskerne vor, sitzen gerne im Sommer auf Marktplätzen, die von romantischem Fachwerk umgeben sind. So sehr wir uns den Komfort unserer Neubauten auch schätzen, so sehr beziehen wir aber auch Identität und Heimatgefühl aus dem historischen Erbe, welches unsere Städte und Dörfer einzigartig macht.
Denkmalschutz ist nicht mehr und nicht weniger, als der Versuch, ein Stück lokale und regionale Identität zu erhalten. Dabei steht die Erhaltung historischer Substanz und Struktur im Vordergrund: Wird ein zerstörtes Gebäude rekonstruiert, so ist es doch kein Denkmal mehr, da seine Substanz verloren gegangen ist (wie etwa bei der bekannten Häuserzeile am Frankfurter Römerberg). Andererseits muss die denkmalgerechte Erhaltung aber auch keineswegs in die historisch korrekte Erhaltung bzw. Wiederherstellung des Aussehens münden. Ein großer Teil des heute freigelegten Fachwerks, war zur Entstehungszeit der betreffenden Gebäude gar nicht für die Sichtbarkeit konzipiert; lieber hat man sein Haus verputzt, das Fachwerk verdeckt - und sah so nach außen hin "stein-reich" aus...
Heute sehen wir das anders - und auch das ist gut so!
Denkmalschutz beschränkt sich nicht nur auf die Erhaltung von Gebäuden und deren Außenbereiche, sondern bezieht sich ebenso auf Bodendenkmäler, plastische (Kunst-)Werke und historische Parkanlagen.
Wenn Bodendenkmäler, z.B. Grabhügel, Befestigungs- oder Siedlungsreste, ausgegraben werden müssen, weil das Areal für notwendigen Wohnraum benötigt wird, so ist es wichtig, die Hinterlassenschaften unserer Vorfahren zu dokumentieren und die Fundstücke zu bewahren, zu restaurieren und zu katalogisieren. Jedes noch so kleine Puzzleteil liefert uns Hinweise auf das historische Gesamtbild. Unser Wissen von der Vergangenheit wird durch diese Maßnahmen ständig erweitert. Eine Bereicherung, die in Museen und Sammlungen sichtbar wird.
Jedes Denkmal bewahrt Erinnerungen und ist daher schützenswert!
J.W. von Goethe